Kaguyahime Ballett (Die nachtglänzende Prinzessin) (1985)

Grunddaten
Japanisch 幻想的バレエ 「輝夜姫(かぐやひめ)」
Englisch Kaguyahime Ballet (Night gleam princess)
Opus 056b
Jahr 1985
Kategorie Bühne
Spieldauer 80 Min.
Instrumente Dancers, J-Drums, Perc, Gagaku-ens
Noten
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Beschreibung des Komponisten

«Das wichtigste Charakteristikum meiner Ballettmusik "Kaguyahime" ist die Zusammenführung, die Integration dreier verschiedener musikalischer Zeiten, Rhythmusdimensionen, durch die ich versucht habe, eine neue musikalische Sphäre zu schaffen.

Die erste dieser Dimensionen ist der europäisch-westliche Rhythmus, der durch die Schlagzeuggruppe verkörpert wird. Eine weitere ist das von dem Rhythmus dieser Schlagzeugkategorie völlig verschiedene rhythmische Empfinden der Gruppe der japanischen Trommeln. Dazu kommt, als dritte Dimension, die rhythmische Gestalt der drei die japanische kaiserliche Hofmusik Gagaku vertretenden Instrumente, eine Musik, die in Japan auf eine mehr als tausendjährige Tradition zurückblicken kann.

Ich habe nun versucht, durch die westliche Schlagzeuggruppe die in der Erzählung auftretenden adligen Krieger, durch die japanischen Trommeln die Dorfbewohner und durch die Gagaku-Instrumente die Gestalt der Kaguyahime symbolisch zu charakterisieren.

Der Einsatz dieser drei Arten musikalischer bzw. rhythmischer Empfindung habe ich hier zum leichteren Verständnis diagrammartig dargestellt. Tatsächlich ist es aber etwas komplizierter. Genauer gesagt, die für dieser Ballettmusik eingesetzte Gagaku-Musik entspricht nicht der traditionellen kaiserlichen Hofmusik, ich habe hier die traditionellen Instrumente für meine eigene Komposition eingesetzt. Sicherlich kann man die musikalische Zeit der traditionellen japanischen Hofmusik als "unvergänglichen, ewig gültigen Rhythmus" bezeichnen, aber ich bin hier – unter weitestgehender Beibehaltung des traditionellen musikalischen Charakters – nach westlichen Kompositionstechniken moderner Musik vorgegangen. Das heißt, hier handelt es sich also nicht um eine Komposition für traditionelle Gagaku-Musik noch um eine rein westliche Musik unter Verwendung traditioneller japanischer Instrumente, sondern vielmehr um eine "Neuschöpfung aus zwei musikalischen Welten". Natürlich wird jemand, der mit, der traditionellen japanischen Hofmusik vertraut ist, sagen, "das ist keine Gagaku-Musik", oder aber jemand, der diese Musik nicht so genau kennt, ungeachtet dessen, daß das meine eigene Komposition ist, sagen, "das ist sicherlich traditionelle japanische Musik", denke ich.

In dieser Musiksphäre, Musikwelt, hat sich Herr Jiří Kilián bewunderungswürdig hineingefunden und die Choreographie und Inszenierung gestaltet. Das heißt, Herr Kilián hat bewußt eine oberflächliche "Japonisierung" vermieden. Das zeigt sich beispielsweise an der Kostümgestaltung der Hauptfigur "Kaguyahime" wie auch der anderen Tänzer. Da ist überhaupt nichts Japanisches. Aber betrachtet man die Bewegungen der Hauptfigur "Kaguyahime", kann man meines Erachtens bemerken, daß hier über die Bewegungen des westlichen traditionellen Tanzes hinaus doch etwas von "Bewegungen" der japanischen traditionellen Künste, wie Bugaku (Tanzform des Gagaku) oder Nō, übermittelt wird. Und das ist, glaube ich, ein Resultat des Verständnisses Jiří Kiliáns, mit dem er die "Polaritäten" meiner Musik erfühlt hat, und dementsprechend seine Choreographie und seine Inszenierung gestaltet hat. Er hat die japanischen traditionellen Künste intensiv studiert und sie gefühlsmäßig entsprechend umzusetzen vermocht.

Daß auf diese Weise aus der Choreographie und Inszenierung durch Jiří Kilián zusammen mit den hervorragenden Tänzern und Solisten des Nederlands Dans Theaters, der eigenwilligen und doch klaren Bühnenausstattung von Michael Simon, dem hingebungsvollen Einsatz der holländischen und japanischen Musiker, die Welt einer völlig neuen Tanzkunst – weder westlich noch japanisch – erstehen konnte, hat mich als Komponist außerordentlich beglückt und erfüllt mich mit tiefstem Dank.»

Maki Ishii, 1985.